
Hungrig stürzen wir uns auf das erste Restaurant, da wir uns auf das georgische Essen freuen. Dann merken wir, dass es ein aserbaidschanisches Restaurant ist und essen das altgewohnte Zentralasiatische (Tomaten, Gurken, Brot und immerhin Schafskäse). Wie immer ist es nicht das kulinarische Highlight, aber einmal mehr ist auch egal und es bringt uns die letzten Kilometer nach Tbilisi.
Trotz des leichten Verkehrschaos, in dem wir nach Tbilisi reinfahren, macht die Stadt einen schönen und gemütlichen Eindruck. Als wir die nächsten Tage durch die Gassen in Tbilisi schlendern bewundern wir die schönen Hinterhöfe, Fassaden und Balkone der alten Gebäude. Von den Hängen hat man eine schöne Aussicht auf die zwischen den Hügeln und Felsen eingebettete Stadt. Zum Teil ist es etwas zu touristisch, aber es gibt durchaus ruhige Orte.
Interessant ist der große Flohmarkt und die vielen, kleinen versteckten Geschäfte.

Nach Tbilisi kommen wir etwas langsamer voran, da es viel zu sehen gibt. Aber schon unterwegs merken wir, dass wir uns langsam Europa nähern. Wir sehen die erste Europa Flagge. Es gibt Kirchen an den Hängen und die Glocken läuten am Morgen. Als wir dann noch fast mit einem überdimensionierten Schwein kollidieren wird uns endgültig klar, dass wir die muslimische Welt fürs Erste verlassen haben.

Unsere nächste Station ist Gori, die Geburtsstadt Stalins. Die ist darauf so stolz, dass es neben der Stalin Straße und dem Stalinplatz natürlich auch ein Stalin Museum gibt. Nach dessen Besuch könnte man fast davon überzeugt sein, dass Stalin ein ganz netter Mensch war und sich in dem Merchandising Shop mit Mitbringseln für die Lieben zuhause eindecken.
Von Gori aus besuchen wir Uplistsikhe, eine Höhlenstadt aus dem 6.Jahrhundert. Deren besondere Lage am Hang über dem Fluss, von wo aus man weit ins Land schauen kann, gefällt uns so gut, dass wir versucht sind, uns eine 1 Zimmer Höhle zu mieten.


Aber schliesslich fahren wir doch weiter. Besonders wird uns bestimmt unsere letzte Etappe in Georgien in Erinnerung bleiben.
Wir wachen morgens mit dem Sturm auf, schauen kurz aus dem Fenster, sehen, dass der Sturm Rückenwind und schnelles Vorankommen für uns bedeutet und kuscheln uns daher noch mal zurück ins Bett.
Nachdem wir gemütlich gefrühstückt haben, machen wir uns auf den Weg. Da wir in den letzten Wochen sehr viele Kilometer gemacht haben sind wir total glücklich, dass die heutige Etappe so entspannt wird. Wir setzen uns also zufrieden auf unsere Fahrräder und lassen uns durch die inzwischen immer grüner werdende Landschaft auf der Autobahn Richtung Batumi schieben. Für ungefähr 5 Kilometer. Dann ist die Autobahn gesperrt, wir müssen eine Umleitung durch das Hinterland fahren. Das ist leider ziemlich bergig, wir quälen uns über einen Hügel nach dem anderen. Nach 25 Kilometern erreichen wir wieder die Autobahn, die in unsere Richtung leider immer noch gesperrt ist. Das ist uns egal, wir wollen endlich den Wind nutzen und vorankommen. Das tun wir dann auch. Für weitere 5 Kilometer. Dann stoppt uns die nette Polizei. Wir müssen umdrehen und eine Straße nehmen, die den Namen Straße nicht verdient. Im Zickzack fahren wir um die Autobahn, der Wind kommt mal von links, mal von rechts, aber natürlich nie von hinten. Als wir dann nach 60 Kilometern endlich wieder auf die Autobahn dürfen, ist sie leider keine Autobahn mehr, sondern eine schmale Landstraße mit schlechtem Belag. Viel schlimmer ist aber, dass sich der Wind inzwischen gegen uns gedreht hat und jetzt direkt von vorne kommt. Da wir es heute unbedingt nach Batumi schaffen wollen, kämpfen wir dagegen an. Wir strampeln und strampeln und müssen den oben beschriebenen Schweinen ausweichen. Und schließlich erreichen wir das Schwarze Meer. Zeit für Pausen haben wir leider kaum noch, wenn wir vor Einbruch der Dunkelheit in Batumi sein wollen, aber für ein paar Fotos reicht es.
Jetzt sind es nur noch 30 Kilometer. Wir kämpfen weiter und wähnen uns fast schon am Ziel als auf den letzten 5 Kilometern plötzlich ein Berg vor uns auftaucht. Völlig frustriert quälen wir uns auch darüber noch. Dann sind wir endlich da!! Völlig fertig fallen wir ins Bett. Aber am Ende gibt es doch Grund zur Freude: Mit 160 Kilometern haben wir trotz der schweren Bedingungen unsere bisher längste Tagesetappe geschafft!
In Batumi frieren wir bei 25 Grad und Regen. Die hartgesottene Hälfte unserer Reise geht trotzdem baden. Die Mischung aus alt und neu, der türkische Einschlag und die Lage zwischen Hügeln und Meeresbucht machen Batumi zu einem touristischen, aber dennoch sehenswerten Ort.